Gender Diversity “Best Practice”
Sparkasse Neuhofen ist „Best Workplace for Women™“
Etwa 17.000 berufstätige Frauen in Österreich haben im Rahmen der „Great Place to Work“-Erhebung erstmalig ihre Präferenzen bezüglich des Arbeitsplatzes kundgetan. So viel sei verraten: Aspekte wie Gehalt, Work-Life-Balance und Unternehmenszweck sind wesentlich, um Frauen langfristig zu halten. Die diesjährigen Best Workplaces for Women™ zeigen beispielhaft, wie Unternehmen Frauen unterstützen können, um Vertrauen, Motivation und eine positive Arbeitsumgebung für alle zu schaffen. Unter den Top 3 Unternehmen ist die Sparkasse Neuhofen. Zudem wurde die Sparkasse in ihrer Größengruppe als beste Arbeitgeberin Österreichs mit dem 3. Platz ausgezeichnet.
Aus diesem Anlass haben wir Martin Sutter, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Neuhofen, zum Gespräch eingeladen und ihn um sein Rezept für den Erfolg gefragt.
Warum war die Sparkasse Neuhofen so erfolgreich und ist ein „Best Workplace for Women™“?
Wir haben uns über die Auszeichnung wirklich sehr gefreut und sie hat uns auch stolz gemacht. Ein spezielles frauenspezifisches Förderprogramm haben wir nicht. Für uns ist selbstverständlich, dass wir keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen. Ich halte es für wichtig, alle Mitarbeitenden am jeweils individuellen Punkt abzuholen und dort zu unterstützen, wo Unterstützung gerade gebraucht wird. Manchmal ist es das Verständnis für eine spezielle Situation, Flexibilität bei Arbeitszeitmodellen, und ähnliches. Dies gilt aber für Frauen und Männer. Väterkarenz wird genauso unterstützt wie die Karenz von Frauen.
Wichtig ist der Blick auf das Potential jeder einzelnen Person: Alle Mitarbeitenden leisten einen jeweils besonderen Beitrag zum Erfolg und dieser Beitrag wird wertgeschätzt. Mit diesem Blickwinkel darf es gar nicht dazu kommen, dass ein Geschlecht bevorzugt wird.
Es ist in der heutigen Zeit noch immer so, dass Frauen, gerade mit Kindern, öfters flexibler sein müssen. Daher wird eine entsprechende Unterstützung in puncto Flexibilität gerade von Frauen sehr wertgeschätzt.
Wie wichtig ist es für eine Karriere von Frauen, die richtige Förderung zum richtigen Zeitpunkt zu erhalten?
Förderung ist grundsätzlich für alle Karrieren wichtig. DEN einen richtigen Zeitpunkt für die Unterstützung gibt es meiner Meinung nach nicht. Es können viele unterschiedliche Zeitpunkte und Gelegenheiten sein. Manchmal bedeutet Förderung die Ermutigung oder Einladung sich für eine offene Position zu bewerben.
Hier gilt es bei Frauen manchmal etwas genauer drauf zu schauen, denn auch wir sehen, dass Frauen manchmal eine aktive Ermutigung brauchen, um ihr eigenes Potential anzuerkennen und sich eine neue Aufgabe zuzutrauen.
Wie ermöglichen Sie als Vorgesetzter „Work-Life-Balance”?
Ich bin kein Freund des Begriffs „Work-Life-Balance“, denn in meinem Verständnis steht Arbeit nicht dem Leben gegenüber, sondern gehört dazu. Aber mir ist schon klar, was Sie gemeint haben. Spannend finde ich, dass dieser Begriff bei Frauen oft gemeint ist als „Work-Family-Balance“ und bei Männern „Work-Leisure-Balance“. Das zeigt schon, dass wir da noch großen Handlungsbedarf haben.
In Bezug auf Frauen und ihr Verantwortungsbewusstsein für die Familie liegt der Schlüssel wieder in der Flexibilität. Wir konnten bislang bei allen Mitarbeitenden eine gute Lösung finden. Wir haben Lösungen, bei denen sich zwei Kolleg:innen einen Job, ja sogar die Betreuung eines Kundenstocks teilen (Mo-Mi und Do-Fr) oder ein Stundenausmaß gefunden wurde, das für Kund:innen oder Kolleg:innen passt. Gerade in der heutigen Zeit, in der es nicht mehr selbstverständlich ist loyale Mitarbeiter:innen zu finden, bedarf es unterschiedlicher Lösungen und Modelle. Gerade bei Karenz-Rückkehrerinnen haben wir hier sehr gute Erfahrungen gemacht.
Wichtig ist, dass sich beide Seiten für die Suche nach einer Lösung Zeit nehmen und dass das Arbeitsverhältnis geprägt ist von gegenseitigem Geben & Nehmen. Da wir den Beitrag der Mitarbeitenden schätzen, freuen wir uns aber natürlich immer, wenn Teilzeitmitarbeitende ihre Stunden aufstocken.
Was war Ihr persönlicher #glaubandich-Moment auf Ihrem bisherigen beruflichen Weg?
Ich bin seit über 20 Jahren in der Sparkassengruppe tätig und seit 2016 im Vorstand der Sparkasse Neuhofen. Ich hatte in dieser Zeit sehr viele #glaubandich-Momente. Ich wurde immer wieder auf meinem Weg unterstützt, indem Menschen an mich geglaubt haben. Für diese Unterstützung und Förderung bin ich sehr dankbar und daher möchte ich das auch so leben und an meine Kolleg:innen weitergeben.
Woran liegt es, dass Frauen sich oft nicht trauen nachzufragen, wie sie am besten ihre Karriere gestalten können?
Ich denke, dass Frauen sich schon recht früh ihrer möglichen künftigen Verantwortung der Elternschaft bewusst sind. Mit diesem Mindset bremsen sie sich oftmals selbst und treiben ihre Karriere nicht aktiv voran. Es ist leider noch immer nicht „normal“, dass eine Frauenkarriere nicht durch die Mutterschaft endet, sondern darüber hinaus aktiv weitergeht.
Da denken Männer ganz anders, das sehe ich immer wieder. Ihr Mindset geht von Karriereschritt zu Karriereschritt und sie binden sich auch weniger an Arbeitgeber:innen.
Welche Werte sind Ihnen wichtig und was möchten Sie als Vorgesetzter anderen mit auf den Weg geben?
Als Vorgesetzter und Arbeitgeber möchte ich authentisch sein und bleiben. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind mir ungemein wichtig. So kann ich auch das Vertrauensverhältnis schaffen, das es braucht, um gemeinsame Lösungen auf Augenhöhe zu finden. Außerdem finde ich es wichtig – nicht nur als Vorgesetzter – auch Schwächen zu zeigen. Nur so kann im besten Fall genau dort unterstützt und Verständnis aufgebracht werden, wo es gerade benötigt wird. Und so kommen wir wieder zum individuellen Potential des einzelnen Mitarbeitenden das, ungeachtet des Geschlechts, gesehen werden kann.
Mehr Bespiele für Best Practices finden Sie unter: Best Practices | Sparkasse Verband Österreich (sparkassenverband.at)