Der norwegische Bankensektor
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern spielt der Bankensektor in Norwegen gesamtwirtschaftlich eine geringere Rolle. Die Bilanzsumme aller norwegischen Banken im Jahr 2022 betrug etwa das 1,7-fache des norwegischen BIP. Im europäischen Durchschnitt entsprach dies dem 2,4-fachen des BIP.
Der Bestand an gefährdeten Krediten bei norwegischen Banken lag mit 1,2% unter dem Durchschnitt von 1,8% in anderen europäischen Ländern. Die Cost-Income-Ratio der norwegischen Banken betrug 2022 40,5%, was unter dem Niveau anderer europäischer Länder lag. Die Rentabilität der norwegischen Banken, gemessen am Return on Equity, lag 2022 deutlich über dem europäischen Durchschnitt.
Der norwegische Bankenmarkt wird vor allem durch die teilweise in Staatshand befindliche Großbank DNB, welche kürzlich auch noch die Online Bank Sbanken übernommen hat, dominiert. Ebenfalls wichtig sind die pannordische, in Finnland ansässige Nordea sowie die diversen kleineren Regionalbanken, welche teilweise in Verbundstrukturen organisiert sind.
Norwegens Banken erleben derzeit eine positive Entwicklung, indem sie von einem steigenden Kreditvolumen profitieren können. Allerdings stehen sie nicht nur im Wettbewerb mit ausländischen Banken, die insbesondere im Bereich Unternehmenskunden stark vertreten sind, sondern auch zunehmend mit Fintech-Unternehmen, die versuchen, durch innovative Lösungen vor allem im Privatkundengeschäft Marktanteile zu gewinnen. Dennoch ergreifen die Banken in diesem zunehmend disruptiven Bereich selbst Maßnahmen, indem sie eigene app-basierte Digitalbanken gründen, wie beispielsweise die Sparebanken Vest mit der Bulder Bank, oder digitalkompetente Konkurrenten übernehmen, wie die DNB, die die Online-Bank Sbanken erworben hat.
Ein erheblicher Teil der Kreditvergabe der norwegischen Banken konzentriert sich auf den Immobiliensektor. Hohe Haushaltsverschuldung und Immobilienpreise stellen nach wie vor die größten Risiken im norwegischen Finanzsystem dar. Die Verschuldung der norwegischen Haushalte ist historisch gesehen hoch und im Vergleich zu anderen Ländern ebenfalls überdurchschnittlich. Viele Haushalte haben eine sehr hohe Verschuldung in Relation zu ihrem Einkommen. Die Hauspreise in Norwegen sind über einen längeren Zeitraum deutlich gestiegen und haben das verfügbare Einkommen pro Kopf deutlich übertroffen. Allerdings ist es in den letzten Monaten des Jahres 2022 zu einem Rückgang der Hauspreise gekommen, insbesondere in Oslo.
Die norwegische außerordentliche Mitgliedssparkasse
86 der insgesamt 116 Banken in Norwegen sind Sparkassen (inkl. DNB Bank ASA1). Das höchste Verwaltungsgremium, die Vertreterversammlung, setzt sich aus Mitarbeitern, Kunden und Vertretern aus der öffentlichen Verwaltung zusammen. Die 20 größten Sparkassen besitzen ca. 78% der Bilanzvolumina des gesamten Sparkassensektors. Im Jahr 2022 fusionierten die Etne Sparebank und die Sparebanken Vest unter dem Namen Sparebanken Vest. Ebenso fusionierten die Blaker Sparebank und die Romerike Sparebank unter dem Namen Romerike Sparebank. Des Weiteren fusionierten die Arendal og Omegns Sparekasse und die Østre Agder Sparebank unter dem Namen Agder Sparebank. Und es fusionierten die SpareBank 1 Modum und die SpareBank Sørøst-Norge unter dem Namen SpareBank 1 Sørøst-Norge.
Der Großteil der Sparkassen ist in Allianzen zusammengeschlossen. Die Sparebank 1 Alliance, die zweitgrößte Finanzdienstleistungsgruppe Norwegens, ist ein Verbund aus 14 vor allem größeren Sparkassen, während die Eika-Gruppe (vormals: Terra-Alliance) aus 51 überwiegend kleineren Instituten besteht. Zusätzlich existieren noch 21 unabhängige Sparkassen und die DNB Bank, die allein 58% der Bilanzsumme des Sparkassensektors auf sich vereinigt.
Die Allianzen sind keine geografischen Verbünde, sondern Interessengruppen. Ihre interne Zusammenarbeit erstreckt sich in der Regel auf die Bereiche Technologie & Abwicklung, Werbung & Kommunikation, Erfahrungsaustausch und Einkauf. Außerdem bestehen gemeinsame Tochterunternehmen, z.B. im Versicherungsbereich oder für die Emission von Pfandbriefen.
Auszug aus dem Beitrag des DSGV von Jana Gieseler